Wäldgen

Das idyllische Örtchen Wäldgen blickt stolz auf eine lange Geschichte zurück.

Erfahren Sie mehr darüber, wie das Rittergut Wäldgen entstand, florierte und schließlich zerfiel - und welche Besonderheiten Wäldgen sein Eigen nennen kann.

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Wäldgen


Das idyllische Örtchen Wäldgen kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, die urkundlich gesichert bis ins Jahr 1417 zurückreicht, als es erstmals als Sitz des Ritters „Nicel von Stentz zu Weldichin“ erwähnt wurde. Der Ortsname leitet sich vermutlich von der einstigen Bewaldung ab, die das Dorf umgab und es als ‚Dorf am kleinen Wald‘ kennzeichnete. Obwohl der genaue Zeitpunkt der Erstbesiedelung unbekannt ist, ist sicher, dass Wäldgen ab 1439 als Vorwerk (vermutlich des Rittergutes Sachsendorf) und ab 1606 als Rittergut geführt wurde. Wie Sachsendorf wurde auch Wäldgen von der Familie von Saalhausen auf Trebsen verwaltet und von denen bis in das 16. Jahrhundert verpachtet.

Bis in das 19. Jahrhundert gehörte Wäldgen in den Besitz der Rittergutsbesitzer von Sachsendorf. Erst Friedrich Gottlob Petzsch verkaufte Wäldgen und in der Folgezeit wechselte es häufiger die Besitzer, die zumeist nicht adelige Bürger waren. 

1803 Gottfried August Freiherr von Lorenz 

1814 Carl Christian Gottlieb Kopp

1821 Traugott Heinrich Günther Leuckard

1836 Christoph Friedrich Feist

1836 Carl Friedrich Gottlob Gässner

1841 Jacob Lanz

1842 H. Müller


Zuletzt war das Rittergut Wäldgen ab 1854 im Besitz der Familie Timpe und später der Familie Seyferth. Im Zuge der Bodenreform nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Familie Seyferth 1945 entschädigungslos enteignet und von ihrem Gut vertrieben. 

Im September 1945 verbrachte man sie gemeinsam mit den Rittergutsbesitzern von Sachsendorf, Familie von Eschwege, und Familie Jung aus Mühlbach auf das Schloss Colditz. Von dort flohen sie weiter nach Rügen. Die Flächen des Ritterguts Wäldgen wurden an Landarbeiter, Kleinbauern und Flüchtlinge verteilt. Die daraus entstandenen Neubauernstellen veränderten das Ortsbild wesentlich und vergrößerten Ort nach Norden und Süden um 16 Häuser. Das Herrenhaus diente in dieser Zeit als Wohnung für Flüchtlinge, v.a. aus Schlesien. Von 1953 bis 1966 wurde das Gebäude als Grundschule genutzt.

Heute ist von dem einstigen Glanz des Ritterguts kaum noch etwas erhalten. Seit dem Verkauf an einen ausländischen Investor in den späten 1990er Jahren verfallen das Herrenhaus und der angrenzende Park als einstiges Herzstück Wäldgens. 

Dieses herrschaftliche Anwesen war Mitte des 16. Jahrhunderts unter Hans von Holleufer im Stil der Renaissance erbaut worden. 1728 erfolgte ein barocker Umbau im Auftrag der damaligen Besitzerfamilie von Döring. Es handelt sich um ein freistehendes Herrenhaus auf etwa rechteckigem Grundriss in zweigeschossiger Ausführung mit schlichter Putzfassade und einem Walmdach. 


Aufgrund der fruchtbaren Böden konnten in Wäldgen dauerhaft ca. 70-90 Einwohner von der Landwirtschaft ernährt werden. Die bewirtschaftete Gemarkung umfasste etwa 175 Hektar Fläche. Hier existierten neben dem Rittergut bis zu sechs Gärtnergüter, eine Wassermühle, eine Schmiede und sogar eine Schenke. Die Wassermühle bestand bereits im 16. Jahrhundert. Über die Jahrhunderte hinweg brannte sie mehrfach ab, wurde umgebaut und vergrößert. Das Mühlrad wurde für das Mahlen von Getreide, Schrot und Öl genutzt. Mit einigen Handgriffen konnte das Wasser aber auch für die Sägemühle umgeleitet werden. In den 1950er Jahren ging die Mühlengeschichte in Wäldgen mit Müller Emil Geißler zu Ende, denn durch den Bau der Hahnteiche zwischen Sachsendorf und Wäldgen zur Verbesserung der DDR-Binnenfischerei war der Wasserzulauf zur Mühle entfallen. Heute wird die ehemalige Mühle als Wohnhaus genutzt. 

Der Mühlbach, der mitten durch Wäldgen verläuft, und lange als Mühlenantrieb diente, markierte bis ins 19. Jahrhundert die juristische Grenze zwischen dem Amt Wurzen und dem Amt Grimma. Beide Teile des Ortes unterlagen damit – ebenso wie in Sachsendorf – einer anderen Gerichts- und Schriftbarkeit. Entlang des Mühlbachs verlief damals wie heute der „Kirchweg“, auf dem die Wäldgener seit jeher zur Kirche nach Sachsendorf pilgern.


Die Einwohner von Wäldgen arbeiteten seit dem Mittelalter zumeist als Landarbeiter, Knechte und Mägde bei den jeweiligen Herrschaften oder lebten von ihrem eigenen Gut. 

Seit der Industrialisierung, wohnten zunehmend auch Handwerker wie Zimmerleute, Maurer, und Arbeiter im Ort. Bis zum Kriegsende 1945 bestand der Ort aus dem Rittergut mit Ställen, Wirtschaftsgebäuden, Landarbeiterhäusern, einer Brennerei und 15 Wohnhäusern. Der Steinbruch oberhalb der Schenkbergstraße lieferte besonders in beiden Weltkriegen Findlingsquarzitgestein für die Stahl- und Rüstungsindustrie. Die Sandgrube südlich von Wäldgen wurde bis in die 1960er Jahre genutzt und auch die Sandgrube am Kirchweg nach Sachsendorf lieferte Bausand.

Nach getaner Arbeit kehrte man im Gasthof Zschau, später Voigt, ein. Hier wurde Doppelkopf gespielt, oder am Wochenende zu Tanz, Konzert, Kaffee und Kuchen und sogar zum Kegeln eingeladen.


In den 1990er Jahren wurde in Wäldgen eine damals beispielgebende Schilfkläranlage für die Aufbereitung der häuslichen Abwässer angelegt. Später kam der Nachbarort Sachsendorf über eine Abwasserdruckleitung als weiterer Anschluss hinzu.

Bilder - Wäldgen
  • Rittergut Wäldgen um 1860
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