Die Handwerker am Schmiedeberg

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Die Handwerker am Schmiedeberg


Die Stellmacherei Born


Stellmacher gibt es, solange es Wagenräder gibt. Die Geschichte der Stellmacherei ist in Sachsendorf nachweislich bis zum Jahre 1792 (Stellmacher Johann Gottfried Kluge) zurückzuführen. 


Am Schmiedeberg gründete 1905 Stellmachermeister Max Born seinen Handwerksbetrieb. Er errichtete hinter dem Wohnhaus eine Stellmacherei und fertigte fortan Wagenräder für Pferdewagen, Karren und Handwagen an. Zu dieser Zeit gab es kaum luftbereifte Wagen und der tägliche Gebrauch auf den Dörfern machte neben dem Neubau von Pferdewagen, Transportkarren, Leiterwagen, Handwagen auch Reparaturen erforderlich. Ein Stellmachermeister beherrschte das Handwerk des Achsendrehens, Speichenschneidens und Radkranzverbindens für leichte Kutschenräder ebenso wie für schwere Mistwagen. Praktisch war die Nachbarschaft zum Schmied, der auf dem fertigen Holzrad einen Eisenkranz montierte. Als der Sohn Otto Born das Stellmacherhandwerk erlernte, baute die Familie Anfang der 1930er Jahre in der Burkartshainer Straße eine neue, größere Werkstatt. Max und Otto Born stellten dort neben Wagenrädern auch andere Gegenstände aus Holz her, z.B. Schlitten, Eisrutschen, Gartengeräte, Wäschestützen und Böcke. 


Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurde Otto Born, wie viele andere Männer, in den Kriegsdienst einberufen. Genau wie er kehrten über 30 Sachsendorfer und Wäldgener Männer nicht mehr aus dem Krieg heim. Damit endete der Berufsstand der Stellmacher in Sachsendorf. 

Die Geschichte der Schmiede 


Die Geschichte der Dorfschmiede geht in die Zeit der Erstbesiedelung zurück. Bei der Besiedelung dieser Gegend hatten die Dorfschmiede von Anfang an wichtige Aufgaben nicht nur beim Aufbau der Siedlung, sondern auch als Hufschmiede, zur Werkzeugherstellung, sowie zum Schmieden von Messern und Waffen.


Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörte die Schmiede mit Wohnhaus hier am Schmiedeberg dem Rittergutsherren. Der Schmied war Pächter der gutseigenen Schmiede und hatte dem Rittergut Abgaben zu leisten.


In Akten des Ritterguts Sachsendorf, die im Staatsarchiv Leipzig lagern, wurde am 23. September 1829 der Verkauf der Rittergutsschmiede von Rittergutsbesitzer Georg Friedrich Herfurth an den Huf- und Waffenschmied Gottlob Schneiderheinze mit Schmiede und Wohnhaus besiegelt. 


Im Jahre 1852 wurde die neue Schmiede am Weg nach Burkartshain gebaut. Der Schlußstein über der Tür zur Schmiede trägt die Jahreszahl 1852. 


Im Jahre 1876 verkaufte der Häusler, Huf- und Waffenschmied Johann Gottlob Schneiderheinze sein Haus mit der Schmiedewerkstatt an den Schmiedegesellen Hermann Naumann aus Mautitz bei Riesa. 


Im gleichen Jahr, am 20. August 1876, verkaufte Naumann die Schmiede an Clemenz Köhler.


Im Jahre 1886 übernahm Reinhold Stephan aus Ganzig bei Oschatz die Schmiede. Seine Hufbeschlagprüfung legte er in Dresden ab. Sohn Alfred Stephan legte seine Hufbeschlagprüfung 1917 während seines Militärdienstes im 1. Weltkrieg ab. 


Der letzte Schmiedemeister in Sachsendorf war Gerhard Kretzschmar, der Neffe von Alfred Stephan. Gerhard Kretzschmar absolvierte seine Hufbeschlagprüfung 1953 in Leipzig.


Die wirtschaftlichen Veränderungen der dörflichen Struktur in den 1970er Jahren veränderten auch den Bedarf an Hufschmieden. Landwirtschaftliche Geräte wurden schon seit der Umstrukturierung der Landwirtschaft ab 1947 in der MAS (Maschinen-Ausleih-Station) und späteren MTS (Maschinen-Traktoren-Station) Burkartshain repariert. Nicht nur in Sachsendorf ging damit die Geschichte der Schmiedemeister mit Schmiedefeuer und Blasebalg, dem Amboss und die zahlreichen verschiedenen Schmiedezangen zu Ende.

Bilder - Die Handwerker am Schmiedeberg
  • Alfred Stephan und Gerhard Kretzschmar um 1950
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