Gasthof und Bäckerei

Die Geschichte der Schankwirtschaften geht in Sachsendorf bis vor das 16. Jahrhundert zurück.

Erfahren Sie mehr über die Entwicklung und schließlich das Ende des Sachsendorfer Gasthofes und der Sachsendorfer Bäckerei.

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Gasthof & Bäckerei


Der Gasthof


Schankwirtschaften oder auch Dorfschänken gab es in Sachsendorf bereits vor dem 16. Jahrhundert. Neben der kleinen Bauernwirtschaft hatten zwei bis drei Häusler eine Schankkonzession, beurkundet vom Rittergutsbesitzer. In den Wirtschaften wurde das Bier des hiesigen Rittergutsbesitzers ausgeschenkt. Ihm war man steuerpflichtig und so hatte jeder etwas vom Geschäft. Ab dem Jahre 1724 lohnte es sich, eine Schankwirtschaft an der neu gebauten Poststraße zu haben. Bei Unwetter oder des Nachts war eine Herberge für Durchreisende mit der Postkutsche nützlich. So entwickelte sich der Bedarf für eine Dorfschänke mit Ofenbank, Essenangebot, Gästekammern und Pferdestall. 

Alten Aufzeichnungen zufolge besaß eine Sachsendorfer Schankwirtschaft sogar einen Tanzboden in der oberen Etage. 

1836 baute Johann Christian Richter den Gasthof in der Dorfmitte. Am Toreingang erinnert der Sandsteinbogen mit der Inschrift „J.C.R. 1836“ an den Bauherren. 

1865 ersteigerte Carl Ehregott Winkler die Erbschänke mit dem Gut.

1867 kaufte der Ökonom Heinrich Müller aus Walzig das Gut mit der Erbschänke.

1889 übernahm Otto Müller die Geschäfte und das Gut von seinem Vater Heinrich Müller.

1900 wurde der Gasthof im Jugendstil umgebaut. Die Nebengebäude mit Saal und Scheune wurden zum geschlossenen Vierseitenhof erweitert.

1937 übernahm die Tochter Ella Bufe, geb. Müller mit ihrem Ehemann Alfred den Gasthof und das große Gut.


Nach Kriegsende stand Ella Bufe mit den Arbeiten auf dem Gut und dem Gasthof allein da. Ihr Mann Alfred verstarb in russischer Kriegsgefangenschaft. Ella Bufe heiratete 1949 Paul Blume und bewirtschaftete mit ihm weiterhin das Gut und die Gastwirtschaft. Bei der landwirtschaftlichen Kollektivierung wurden sie Mitglieder in der LPG. Bis in die 1960er Jahre bestellten sie ihre Felder und hielten auf dem Hof Pferde, Rinder, Schweine und Kleinvieh. 


Die Räume des Gasthofes und der Saal wurden von der Handelsorganisation Wurzen gepachtet und in den 1950er Jahren von Familie Rocke geführt. 


Um 1960 übernahm die Konsumgenossenschaft Wurzen den Gasthof.

Von 1965-1975 übernahmen nacheinander Familie Feilotter, Familie Stöckert, Elisabeth Michalek und später Fritz Lehmann die Bewirtschaftung des Gasthofes.

1976 wurde der Gasthof von Marianne Krebs übernommen. Mit ihrem Ehemann Otto bewirtete sie über 15 Jahre lang Stammgäste, organisierte Kremsertouren, Familienfeiern und Tanzveranstaltungen, wie Fasching und Silvester. 

1984 bekam der Gasthof bei der 700-Jahrfeier den Namen „Zum Krebs“. 

1992 endete die Geschichte mit der Auflösung der Konsumgenossenschaft und der Schließung des Gasthofes. 

1993 wurde der Gasthof als „Gutshof“ nochmals eröffnet. In diesem Jahr gab es zahlreiche Veranstaltungen, aber ohne Sachsendorfer Traditionen. 

1994 schloss der Gasthof endgültig.


Die Bäckerei


Das Gebäude wurde, nachdem ein Brand die alte Bäckerei und das Nachbarhaus zerstört hatte, etwa um 1890 neu gebaut. Die Reste der Fachwerk-Lehmgebäude wurden beseitigt und zwei neue Wohngebäude errichtet.

Zu dieser Zeit betrieb Bäckermeister Julius Wetzig die Bäckerei. Um 1900 übernahm das Ehepaar Hanke den Betrieb und 1935 das Ehepaar Hientzsch. Im Erdgeschoss befanden sich die Bäckerei, der Laden und eine Küche. 


Im oberen Geschoss waren eine große Mehlkammer und die Schlafräume der Familie, weiter oben im Dachgeschoss die Schlafkammern für die Lehrlinge und die Pflichtmädchen. Ein solches Pflichtjahr mussten Mädchen nach der Schule bei einem Bauern, Handwerker oder in Geschäften verrichten. 

1958 zog Fritz Hientzsch aus Altersgründen nach Leipzig. Für die folgenden zwei Jahre kamen Brotfahrer durchs Dorf und verkauften Brot und Brötchen vom Bäckerwagen.


1960 übernahm Familie Dumjahn die Bäckerei und heizte über 30 Jahre täglich, außer sonntags, den Altdeutschen Backofen und ab 1978 den Etagenofen auf über 220 Grad Backtemperatur.

1992 endete der Verkauf von Backwaren und damit die Tradition der Dorfbäckerei in Sachsendorf.

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