Der Dahlener Weg
Wie es der Name bereits verrät, stellt der Dahlener Weg eine direkte Verbindung nach Luppa, zur heutigen B6 und nach Dahlen her.
Hier erfahren Sie mehr über die Geschichte dieses Ortes.
Dahlener Weg
Wie es der Name bereits verrät, stellt der Dahlener Weg eine direkte Verbindung nach Luppa, zur heutigen B6 und nach Dahlen her. Diese Verbindung war ebener und gerade für Pferdefuhrwerke einfacher zu meistern als über den Buchberg in Richtung Streuben.
Der Dahlener Weg verläuft durch den Wermsdorfer Forst und das sogenannte Revier Buchholz. An dessen westlichem Rand entstand nach dem Zweiten Weltkrieg die Siedlung „Pußta“. Da der Wermsdorfer Forst intensiv durch sowjetische Besatzungsmächte genutzt wurde, ist davon auszugehen, dass sie dem Landstreifen den Namen in Anlehnung an die ungarische Landschaftsform gaben.
Entlang des Dahlener Weges erstreckten sich Getreidefelder des Ritterguts Sachsendorf und hier wohnten die im Gut angestellten Landarbeiter in den sogenannten „Drescherhäusern“. Familie Hänse bewirtschaftete hier zudem eine Kirschbaum-Plantage.
Am 20. Oktober 1943 spielten sich im Dahlener Weg dramatische Szenen ab, als bei einem Luftangriff britischer Fliegerstaffeln zahlreiche Häuser zerstört wurden und die dreiköpfige Familie Hanisch hier ihren Tod fand. Die Zeitzeugin Thea Dathe erzählte:
„An diesem Abend, zwischen 19 und 20 Uhr, war ein ununterbrochenenes Dröhnen von Flugzeugen zu hören. Die Bewohner unserer Straße begaben sich auf die Straße und es war allen klar, dass es sich um feindliche Flugzeuge handelte. Zum Überlegen blieb keine Zeit, denn es fielen schon Sprengbomben. Durch den ungeheuren Luftdruck wurden Fenster und Türen samt Rahmen aus den Mauern gerissen, Dächer ausgehoben und abgedeckt. Die Bewohner unseres Hauses versuchten, den Ort in Richtung Windmühlenberg/Schäferei zu verlassen. Hinter der Mühle lagen wir in einem Kleefeld, hatten den Ort im Tal direkt vor uns im Blickfeld. Nach den Sprengbomben kamen die Brandbomben. Immer mehr Brände flackerten im Dorf auf. Zwei Scheunen brannten total ab. Auch an Wohnhäusern brannten Dachstühle, die umgehend gelöscht wurden. Nach dem Abflug des Pulks sind wir zurück ins Dorf. Die Schäden waren enorm. Es gab kein Haus, das unversehrt geblieben war. Die schwersten und schlimmsten Schäden waren am Dahlener Weg. Dort befanden sich zwei Wohnblocks mit je drei Wohnungen, sogenannte Drescherhäuser (Arbeiterwohnungen des Rittergutes Sachsendorf). Die dritte Wohnung im letzten Block war die von Familie Hanisch: von Ernst und Ida Hanisch mit dem fünfjährigen Sohn bewohnt. Einige Bewohner dieser Straße suchten Schutz auf der gegenüberliegenden Seite hinter hohen Mauern der Wirtschaftsgebäude eines Bauernhofes. Familie Hanisch wollte noch etwas Wichtiges aus der Wohnung holen und alle drei liefen nochmals über die Straße in ihr Haus. In diesem Moment kam die Luftmine und das Haus war ein einziger Schuttberg.
Nach dem Abflug der Bomber begannen Männer mit den Rettungsarbeiten. Zusätzlich holte man die russischen Kriegsgefangenen vom Rittergut Wäldgen. Es wurde versucht, den vermeintlichen Hauseingang freizuschaufeln, aber vergebens. Da weder Klopfzeichen noch Hilferufe zu hören waren, wurden die Arbeiten am Morgen abgebrochen.“
(In: Heinz Gey, Luftangriff über dem Muldental 1940-1945, Wurzen 2013, S. 63 f.)