Die Hügelgräber im Mammbachschen
Erfahren Sie hier, was geschah, als Fritz Lommatzsch 1949 seltsame Hügel auf den Feldern entdeckte
und wie es zu den Ausgrabungen der Hügelgräber im Mammbachschen kam.
Die Hügelgräber im Mammbachschen
Südöstlich von Sachsendorf, am Rande des Wermsdorfer Forstes, liegt ein Waldstück, welches seit jeher den Flurnamen „das Mammbachsche“ trägt. Durch die Bodenreform 1945 wurde es aus dem Bestand des Wermsdorfer Waldes ausgegliedert, gerodet und unter mehreren Neubauern aufgeteilt. Bereits bei der Feldbestellung bemerkten sie, dass der Boden sehr steinig war.
Im Februar 1949 entdeckte der Lehrer Fritz Lommatzsch auf den Feldern eine Anzahl größerer Hügel. Er meldete dies dem Landesamt für Vorgeschichte und es wurde die Übergabe der Grundstücke an die Gemeinde veranlasst. Die Gefahr einer weiteren Zerstörung dieser Bodendenkmale war gebannt.
Bei den Aufräum- und Grabungsarbeiten wurden das engagierte Ehepaar Fritz und Johanna Lommatzsch, der Wurzener Museumsleiter Kurt Bergt und der Grabungsleiter Prof. Werner Coblenz von interessierten und neugierigen Helfern, sowie Schulklassen aus Sachsendorf und der Umgebung unterstützt.
Im Zuge der Grabungen wurden sieben gut erkennbare Hügelgräber, drei Steinpackungen kleinerer Hügel und Reste von drei weiteren Grabanlagen entdeckt.
Zwei große Hügel wurden systematisch geöffnet, jede Befundsituation auf Millimeterpapier festgehalten, fotografiert und die Funde sorgsam herausgespachtelt oder sogar mit dem Pinsel freigelegt und geborgen. Man fand Gefäße wie Tassen, Schalen, Näpfe, Terrinen und Leichenbrand.
Ein äußerer Steinkranz bildete die Umrandung dieser Hügel und war bis zu einem Meter hoch. Die Hügelsohle, also der sogenannte gewachsene ungestörte Boden, stieg nach der Hügelmitte leicht an und bildete schon dadurch eine Art Hügel. Die zentrale Steinpackung im Inneren begann teilweise auf einer bis zu 0,30 m dicken Unterlage aus festgestapftem Ton und Lehm, darauf fußte eine obeliskartige, unbehauene Steinsäule. Die Gefäße befanden sich in der unteren Hälfte der zentralen Packung. Von den insgesamt sieben Hügeln wurden zwei rekonstruiert und veranschaulichen dem Besucher noch heute die Bauweise solcher Gräber.
Das gesamte Gelände wurde unter Schutz gestellt und bildet eine Art Freilichtmuseum, in dem der Besucher erkunden kann, wie Totenbestattungen in der Bronzezeit (vor ca. 3000 Jahren) erfolgten. In dieser Zeit löste die Brandbestattung die Körperbestattung ab und die Urnenbeisetzung wurde typisch für die hier ansässige „Lausitzer Kultur“.
Von den kultivierten Begräbnisritualen und Totengedenkfeiern mit Opfergaben zeugen zerschlagene Tongefäße und Mahlsteine, die man in den Hügelgräbern als Grabbeigaben fand.
Die Hügelgräber werden der Lausitzer Kultur zugeordnet, welche ca. 1400-500 v.Chr. herrschte. In den hölzernen Siedlungen der Ackerbau und Viehzucht treibenden Menschen entwickelte sich das Töpfer- und Schmiedehandwerk.
Die Bronze diente zur Herstellung von Arbeitsgeräten, Schmuck und Waffen. Sie erweiterte die bekannten Geräte aus Holz, Stein und Knochen. In dieser Zeit wechselten die Siedlungsorte rasch, sobald der Boden vom Ackerbau erschöpft war. Die verlassenen Siedlungen verfielen, wurden wüst und mit der Zeit vom Wald überwachsen. Nur wenige Kilometer entfernt, am Doktorteich im Wermsdorfer Forst, befinden sich weitere Hügelgräber und ein bronzezeitliches Gräberfeld.
Nach Abschluss der archäologischen Grabungen wurden die geborgenen Ascheurnen und Grabbeigaben an das Landesmuseum in Dresden übergeben, nachdem sie zeitweilig in der ehemaligen Patronatsloge der Sachsendorfer Kirche und in der Heimatstube ausgestellt worden waren. Heute lagern sie in Magazinen.